Samstag, 8. Januar 2011

Abfahrt

Der Wecker piepst nicht – klingeln tut er eh nicht, wer hat heute noch klingelnde Wecker! Also wache ich zu meiner Zeit auf, und da es noch dunkel ist, denke ich, es ist zu früh. Immerhin bin ich so wach, dass ich auf die Uhr schaue. 4 Minuten nach 8 Uhr – um 7 Uhr wollte ich aufstehen. Nun ja.
Ich schwinge mich unter die Dusche und räume dann das Bad auf. Das Bett in die Transporttasche und ins Auto. Ich nehmen nicht nur Überzüge mit, wenn ich mir ein Haus miete, sondern gleich ein ganzes Federbett, denn ich habe keine Lust auf Ringkämpfe und Würgespiele mit französischen Wolldecken und losen Leintüchern. Das bedeutet zwar eine große Tasche im Auto, aber das ist es mir wert.
Gestern habe ich schon den Koffer und was ich sonst nicht mehr brauche raus getan, aber es gibt noch genug. Die Lebensmittel – nun habe ich doch keine Kühlbox dabei, es soll ja Winter sein – aber nach der Kälte der letzten Wochen ist es frühlingshaft warm. Tut der Entenleberpastete sicher nicht gut.
Der Boden ist kaum sauber zu bekommen, denn er ist feucht. Mir ist ja schon lange aufgefallen, dass die Feuchtigkeit durch die Wände kommt und der Boden entlang der Wände nicht nur feucht, sondern richtig nass ist – schon lange habe ich meine elektrischen Leitungen diesbezüglich gesichert. Als ich gestern den Wecker von dem kleinen Vorsprung in der Wand hinter dem Bett nehme, ist er tropfnass – auch da. Unglaublich! Ich kann sehen, wie sich buchstäblich der Schimmel entwickelt. Es wird Zeit, das absaufende Haus zu verlassen, wirklich! So nett es ist – aber bis Sommer können sie vermutlich neu renovieren.
Die Hundehaare lassen sich nicht zusammenkehren, sie sind alle nass – es nervt. Ich putze so gut es geht. Es ist 10 Uhr, eigentlich sollte nun die Vermieterin kommen. Aber sie kommt nicht, irgendwie hatte ich auch nicht mit ihr gerechnet. Gegen halb 11 rufe ich sie an, ich habe inzwischen fast alles im Auto, inklusive Buddy. „Oh“, meint Madame la propriétaire, „heute? Wollen Sie nicht länger bleiben?“ Ich errate den Sinn ihrer Worte mehr als das ich sie wirklich verstehe. Ich verneine. Das geht nicht. „Ok“, meint sie, „schließen Sie ab und lassen Sie den Schlüssel stecken.“ So bin ich ja auch schon angekommen – der Schlüssel steckte, das Haus war geheizt und sauber. Madame la patrone kam erst später. Nun gehe ich also ohne sie noch einmal zu sehen. Ist mir nicht unrecht.
Ich fahre durch das ganze Städchen und stelle fest, dass ich doch hätte abbiegen müssen, um zu le gois zu gelangen. Das Navi will mich über die Brücke haben. Also auf der Schnellstraße zurück. Ich will le gois. Le gois will mich nicht. Niedrigwasser ist erst 13:43 Uhr, es ist jetzt 11 Uhr – zu früh, die Straße ist noch überflutet. Ich fotografiere das und mache eine Kehrtwendung, um eben doch über die Brücke zu fahren. Das Navi ist mit mir zufrieden, es hatte es doch gleich gewusst. Ich möchte mal wissen, ob GPS dem Navi mitteilt, dass die Straße überflutet ist, denn als ich neulich hier fuhr, war es einverstanden und hat die Straße mit einbezogen.  
Die Umleitung hinter Bouin akzeptiert es sofort, offensichtlich ist der Umweg nicht sehr groß, wenn man es richtig macht. Ich höre Tri Yann, was gut in die Gegend passt, ich bin ja in der Bretagne. Dann bin ich beglückt, endlich die Périphérique um Nantes zu erreichen und durchstarten zu können, wenn auch erst mal nur mit 90 km/h, solange es um die Stadt herum geht. Die Brücke über die Loire ist auch aus dieser Richtung imposant.
Tri Yann ist auf der Autobahn zu Ende, ich suche mir ein Hörbuch auf dem IPod, Brother Cadfael.
Gegen 15:30 Uhr komme ich schon in Chartres an, tanke, um morgen einen vollen Tank zu haben, denn dann sind keine Supermärkte geöffnet. Im Hotel checke ich mit dem Automaten ein, was ausnahmsweise sogar problemlos klappt. Das Zimmer kennen wir schon – gleich die Nummer 1, ein Behindertenzimmer. Da waren wir schon im Herbst untergebracht.
Später habe ich dann wirklich großen Hunger. Ich gehe in das Restaurant nebenan, da isst man ganz gut und für französische Verhältnisse auch günstig.
Das Entrecôte ist billiger geworden. Ich bestelle es mit Pâte, was eine schlechte Idee ist. Ich versuche immer, die Pommes Frites zu vermeiden. Letztes Mal hatte ich grüne Bohnen, die grausig waren, dieses Mal also Nudeln, auch nicht gut. Vielleicht lieber doch Fritten und eben nicht essen.
Ich bestelle einen Aperitif – Kir mit Mure, Brombeerlikör. Als Vorspeise nehme ich vom Buffet. Es gab Crevetten, Müschelchen, Fischchen, die ich eigentlich für Katzen kenne - so ganz winzige, die frittiert werden. Buddy mag die Fischchen auch. Und einen Ring Calamari - zum probieren - und eine kleine Scheibe Fischpastete und ein kleines Stück Lachs und dann noch ein kleines Löffelchen Tabulé und eineTomate - von allem nur ganz wenig gibt einen vollen Teller. Das können die Leute hier besser, die müssen nicht immer von allem probieren. Die kennen schon alles... Ein Viertelchen Merlot dazu.  Als Hauptspeise wie gesagt Entrecôte - und davon bekommt Buddy auch ein großes Stück. Aber es schmeckt gut. Die Nudeln nicht. Dann fragt die Bedienung, was für ein Dessert ich möchte... Nein, kein Dessert! Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Es ging mal - aber das geht nicht mehr. Ich gucke auf die Nachbartische, ältere Leute - die essen ihre drei Gänge mit Dessert. Wahnsinn! Ich trinke stattdessen einen Decaf – einen entkoffeinierten Kaffee, denn Kaffee ist gut für die Verdauung - aber eben nicht abends mit Koffein. Heute ist ein schwarzes Schokoladentäfelchen dabei, das dürfen sie noch mal verkaufen. Und schließlich: eine so kleine Rechnung hatte ich in Frankreich höchstens in der Crêperie...

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